Chronik



Erste Eintragungen finden sich in den Stadtratsprotokollen im Februar 1891. Mit dem Namen "Taubstummenclub Freundschaft" wurde der Gehörlosen-Verein Mannheim bekannt. Er ist einer der ältesten Gehörlosenvereine im gesamten Deutschland und war damals der 1. Taubstummenverein im Großherzogtum Baden.

   
Vereinsstempel von 1891 bis 1945


Hermann Zettler war Gründer und der damalige 1. Vorsitzende. Seine Mitarbeiter waren Herr Drechsler, Herr Liedel, Herr Bernet und Herr Steinmann, die den Verein repräsentierten. Sie hatten alle die für Gehörlosen typischen Berufe, Glaser, Schreiner, Bauer, Schneider und Schuhmacher. Herrn Zettlers Nachfolger als Vorstand waren Karl Schlegel und Karolus Späth.







Mitglieder aus dem Jahre 1917





1921 wurde der bestehende Club mit dem Taubstummen Sparverein, gegründet am 12. Februar 1910, zum"Allgemeinen Taubstummen Verein Mannheim" mit einer angegliederten Fußballabteilung. Ca 50 bis 60 Mitglieder waren dem Club angeschlossen. Die Zahl der Mitglieder wuchs ständig. Regelmäßige Treffen einmal im Monat in einer Gaststätte sorgen für das Vereinsleben. Oft mußte jedoch die Wirtschaft gewechselt werden, weil die Gehörlosen zu wenig konsumierten.






1933 wurde der Verein, wie alle anderen Vereine auch, dem Gaubund Baden angeschlossen und unter die Aufsicht des Hauptamtes der NS-Volkswohlfahrt gestellt. Die Mitgliederzahl stieg an, es waren bis 90 Mitglieder im Verein. Die Vorstände wurden damals von den Machthabern gezwungen, die Adressenlisten der Mitglieder auszuhändigen, was dazu führte, daß viele Gehörlosen in den Jahren 1934 bis 1945 zwangssterilisiert wurden in der Hedwigs-Klinik in Mannheim. Während des 2. Weltkrieges verliert sich die Spur, keine Eintragungen mehr über den Verein. Lag es daran, daß der Verein im Dunkeln arbeiten mußte? 1945 wurde mit Genehmigung der Militärbehörden der Verein wieder ins Leben gerufen, mit dem Namen "Gehörlosen-Verein Ortsbund Mannheim" Der 1. Vorsitzende war damals Friedrich Lutz, 2. Vorsitzende war Karolus Späth. Ihnen folgten im " Gehörlosen-Verein Mannheim" als Vorsitzende Karl Schlegel, Karl Trümper, Heinrich Mohr, Franz Knobloch, Peter Mühlbauer, Edgar Ksionsek und Werner Kugler. Seit 1980 wird der Verein von Peter Oedingen mit Erfolg geführt.


1. Vorsitzende von der Gründung bis heute.



Hermann Zettler Karl Schlegel Karolus Späth Friedrich Lutz
1891-1923 1923-1931 1931-1933 1945-1952
1923 Ehrenvorstand 1933-1946
1952-1956
1959-1960
1956 Ehrenvorstand


Karl Trümper Heinrich Mohr. Franz Knobloch Peter Mühlbauer
1956-1958 1958-1958 1960-1967 1967-1969
1970-1972
1980 Ehrenvorstand


Edgar Ksionsek Werner Kugler. Peter Oedingen.
1969-1970 1972-1980 seit 1980



1957 gründete sich der Gehörlosen-Schach-Club. Viele Gehörlose trafen sich zum "Spiel der Könige". Doch im Laufe der Zeit wurde es schwierig, einen Raum zu finden, wo man Schach spielen konnte. 1980 wurde der Schach-Club vom damaligen Schachleiter Karl Hamm an den Gehörlosen-Verein Mannheim übergeben.





Schach-Club.





     







Vereinsstempel von 1945 bis 1980.




Nach dem Krieg wurden wieder öffentliche Versammlungen abgehalten, wieder in Gaststätten, die wiederum oft gewechselt werden mußte. Für Besucher, also Nichtmitglieder, wurde ein Besuchergeld erhoben. Die Mitgliederzahlen lassen sich nicht mit den Vorkriegszahlen vergleichen. Viele hatten Angst, dem Verein beizutreten. Waren die Erinnerungen aus der NS-Zeit noch zu gut im Gedächtnis. Der häufig wechselnde Versammlungsort ließ den Ruf nach einem Vereinsheim laut werden. Nach zähem Ringen mit der Stadt Mannheim gelang es, daß den Gehörlosen einige Räume in der Goethestrasse zur Verfügung gestellt wurden.






Goethestrasse 12




Doch auch dort mussten wir bald wieder ausziehen, der Hausbesitzer hatte gewechselt und so haben wir unser jetziges Gehörlosenzentrum in der Neckarauer Strasse gefunden.





Neckarauer Strasse 106-116




Mit Mittel der Aktion Mensch(Aktion Sorgenkind) konnte in viel Eigenarbeit das Zentrum renoviert werden und aus einem Lagerraum wurde ein gemütlicher Versammlungsraum mit Küche, Büro, Lager, Disco und Toiletten. Da wir ständig Mieterhöhungen fürchten müssen,(die Miete wird dankbarerweise von der Stadt Mannheim bezahlt), ist es jetzt unser Streben, einge Räume zu erwerben. Der Gedanke kam daher, dass die Stadt Mannheim den sozialen Etat gekürzt hat wogegen einige Gehörlose auf der Strasse demonstriert haben. Für uns Gehörlose ist es wichtig, dass wir über ein Kommunikationszentrum verfügen können. Gemietete Räume sind eine Lösung, dennoch ist es besser, wenn der Verein über eigene Räume verfügen könnte. So ist man nicht ständig von Mieterhöhungen und Kündigungen betroffen. Wir möchten daher auch im Raum Mannheim ein eigenes Kommunikationszentrum für Gehörlose erwerben, so wie andere Vereine in Karlsruhe, Stuttgart, Frankfurt, Heidelberg, Saarbrücken, Hamburg, Berlin, Frankenthal und viele andere mehr.





Im Jahre 1980 erhielt der Gehörlosen-Verein Mannheim e.V. eine Satzung und wurde ins Vereinsregister des Amtsgerichts Mannheim eingetragen. Gleichzeitig mit der Satzung erhielt unser Verein im gleichen Jahr eine Vereinsfahne und Vereinsstempel.



           



Ebenso wurde im Jahre 1980 durch die Vorstandschaft beschlossen, dass alle Mitglieder, die 10 Jahre dem Verein angehörten, eine Ehrung erhalten und ein Vereinsabzeichen, auch wurde durch die neue Vorstandschaft 1980 beschlossen, dass langjährige Mitglieder und hörende Menschen, die dem Verein viel geholfen haben, die Ehrenmitgliedschaft erhalten. 1980 wurde auf Initiative von Peter Oedingen der Seniorentreff in eigener Verantwortung gegründet. Viele ältere Gehörlose haben die Gelegenheit genutzt, zu einem zusätzlichen Treffen zu kommen. Ausserdem veranstaltet der Seniorentreff noch Ausflüge und Betriebsbesichtigungen mit der Sozialarbeiterin zusammen. Der Seniorentreff konnte im Jahr 1990 10jähriges Bestehen feiern.








10jähriges Jubiläum des Seniorentreff




1982 begann der Kontakt mit Amerikanern auf Bestreben von Peter Oedingen. Bald konnten wir dann zusammen mit unseren amerikanischen Freunden Weihnachten feiern, immer abwechselnd bei uns oder bei unseren Freunden.






Kontakt mit Amerikanern



1983 hat Peter Oedingen die Gehörlosen Freizeit-Bowlingabteilung mitgegründet. Früher war jeden Freitag, jetzt jeden Monat, Bowling spielen. 1988 war 5jähriges Bestehen und zur Feier wurde eine Floßfahrt auf der Isar gemacht.




Die Bowlingmannschaft 1984


1985 veranstaltete der Gehörlosen-Verein Mannheim 1891 e.V. Tanzkurse für Gehörlose. Ulla Wagner erteilte den Unterricht und viele Gehörlose nahmen daran teil.




Tanzgruppe 1985



1987 ist es Peter Oedingen nach langen Verhandlungen mit der Stadt Mannheim gelungen, eine Sozialarbeiterin und Dolmetscherin für die Gehörlosen in Mannheim als ABM-Kraft einzustellen. Nach Ablauf der 2 Jahre konnte durch Verhandlungen, Protesten und Demonstrationen die Stadt Mannheim überzeugt werden, die Sozialarbeiterin für weitere,insgesamt 7 Jahre bei der Stadt und Hauptführsorgestelle Karlsruhe einzustellen. 1996 nach 4 maligen Arbeitsverträgen von dem Gehörlosen-Verein Mannheim 1891 e.V., der keine weitere Verträge mehr machen konnte, sollte die Stadt voll übernehmen. Die Stadt lehnte aber ab und bis heute kämpfen wir weiter darum, das wir für alle Gehörlosen eine Sozialarbeiterin bekommen, die wir nötiger haben als man denkt.



Sozialarbeiterin Ulla Wagner bis Ende 1996



1989 wurde der erste Gebärdenkurs mit Erfolg veranstaltet. Viele Hörende wurde aufmerksam, auch durch die Veröffentlichungen in der Presse. Der darauffolgende Anfängerkurs im Jahre 1990 konnte schon ein fertiges Gebärdenbuch erstellen, von Peter Oedingen und Ulla Wagner (Sozialarbeiterin). Der neue Kurs im Jahre 1991 wurde in Zusammenarbeit mit der Abendakademie Mannheim veranstaltet.


Erste Gebärdenkurs 1989


Schon immer wurden Ausflüge gemacht. Man fuhr mit Bus oder Zug oder auch mal mit dem Schiff in schöne Gebiete oder interessante Städte. Im Jahre 1986 fuhr der Verein für 1 Woche nach London und hatte Kontakt zu den dortigen Gehörlosen aufgenommen.



In London 1986



1988 wurde der Kontakt zu der Partnerstadt Berlin-Charlottenburg aufgenommen und der Verein ist für 1 Woche in das damals noch geteilte Berlin geflogen.




Berlin-Charlottenburg 1988


1989 hat der Gehörlosen-Verein Mannheim 1891 e.V. als erster Verein in Baden-Württemberg für alle Mitglieder Mitgliedausweise erstellt und ausgegeben. Die geschweissten Mitgliedausweise haben ein Passbild und sind zeitlich begrenzt




Erster Mitgliedausweis



1989 wurden Kontakte zu der Partnerstadt Riesa, damals noch "DDR"- mit dem dortigen Gehörlosenverein aufgenommen. Es bestand ein reger Briefwechsel und 1991 waren sie bei uns zur 100jährigen Vereinsfeier und erste persönliche Kontakte vom Gehörlosenverein Riesas 1. Vorsitzenden Frau Bade, und im Oktober waren wir für 1. Woche nach Riesa mit 4 PKW (Leihwagen) gefahren.




Gehörlosen Partnerstadt Riesa 1991


Im Jahr 1991, im Monat September, hatten wir 100jähriges Jubiläum gefeiert mit Tag der Gehörlosen.





Mitglieder im März 1991




Vorstand im Jubiläumsjahr 1991


Die Taubstummenseelorge wurde bereits im Gründungsjahr aufgenommen. Jede der Konfessionen hält seither einmal im Monat ihre Gottesdienste ab, was anfangs vor der Monatsversammlung war. Da nun die Monatsversammlung auf Samstag vorgelegt wurde, findet der Gottesdienst in der Regel am 1.Sonntag im Monat statt. Die Katholischen Seelsorger waren bisher: Professor Waldvogel, Rektor Rudolph, Professor Weiß , Rektor Stader, Pfarrer Erhard, Rektor Sommer, Pfarrer Kimmig, Pfarrer Hensler und Pater Waldemar. Unser jetziger Katholischer Seelsorger ist Pfarrer Weber. Die evangelischen Seelsorger waren: Taubstummenlehrer Mößner, Taubstummenlehrer Hollenbach, Taubstummenlehrer Rühling, Taustummenlehrer Trümper, Pfarrer Luger, Pfarrer Willnauer und Pfarrer Edelmann. Jetzige Seelsorgerin ist Pfarrerin Frau Genscht.




Ehrenmitglieder

V Pfarrer F. Luger V Eva Späth V Karl Trümper Gertrud Lang Werner Paulus
1980 1980 1980 1986 1986


Werner Kugler Walter Schenk Peter Oedingen Pater Waldemar Werner Schäfer
1986 1991 1993 1995 2000


Peter Schaaf Pfarrer Edelmann Ulla Wagner
2000 2002 2004




Gehörlosen Tennisclub Mannheim 1975 e.V.



Der Gehörlosen Tennisclub Mannheim gründete sich 1975 unter diesem Namen. Die Gründungsmitglieder waren: Margarethe Brenner, Angelika Hartmann, Erika Kempf, Dagmar Kretschmar, Werner Kugler, Klaus Magin, Werner Magin, Thomas Möhring, Gerd Peball, Carola und Matthias Strassner. 1977 schloss sich der Tennisclub der Gehörlosen Sportvereinigung Mannheim an. 1978 trat der Tennisclub wieder aus der Gehörlosensportvereinigung Mannheim aus. Durch falsche Information des damaligen 1. Vorsitzenden des Gspvgg Mannheim, entschloss sich unser damaliger 1. Vorsitzender, ohne die Mitglieder des Tennisclubs zu fragen, den Namen und den Spielort des Clubs zu ändern, und in Gehörlosen Tennisclub Schwetzingen umzunennen. Der Club ist jedoch aus Mannheim und wollte wieder seinen alten Namen führen. Unser Club änderte daraufhin wiederum seinen Namen in den jetzigen Gehörlosen Tennisclub Mannheim um und trat dem Gehörlosen-Verein Mannheim 1891 e.V. bei. Mit Hilfe der Vorstandschaft des GV Mannheim 1891 e.V. haben wir nun eine eigene Satzung und sind seit 1990 ein eingetragener Verein, mit dem Namen " Gehörlosen Tennisclub Mannheim 1975 e.V." Wir sind froh dass unsere Mitgliederzahl seither ständig steigt.


          
Bild von 1990
Erste Stempel von GTC Mannheim


1999 wurde zum ersten mal ein Dartspiel von Timo Wocheslander und Claus Etzel durchgeführt. Im Jahr 2000 war die Gründung des Dartclub für Gehörlose. Das Dartgerät hat der Gehörlosen-Verein Mannheim angeschafft und im Jahre 2001 hat Timo Wocheslander den Dartclub mit e.V. eintragen lassen und ihm den Name Gehörlosen Dart Club-Ducks Mannheim 2001 e.V. gegeben.




Foto von 1999




Erste Landesehrennadel im Gehörlosen-Verein Mannheim 1891 e.V.


Im Jahr 2001 bekam der jetzige 1. Vorsitzender Peter Oedingen die Landesehrennadel von Baden-Württemberg von Ministerpräsident Erwin Teufel verliehen. Vertreterin war Gertrud Lang und verlas die Laudation über Peter Oedingen.

     

Aufnahme 2001



Im Jahr 1995 ? haben wir zum ersten Mal eine Homepage von Herrn Mike Hinz. Leider ist er schon gleich danach nach Amerika mit seiner Familie und wir haben leider nicht viel Ahnung gehabt. Ab 2004 können wir wieder leben. Eine neue Webseite von Christa Nehls macht es möglich und wir können endlich richtig Eigenarbeit machen.

zurück zur Übersicht "Home"